BVTDS fordert Trainertarif für Bundes- und Landestrainer*innen
Die allgemeine Arbeitssituation der Trainer*innen im deutschen Spitzensport ist durch herausfordernde Bedingungen mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten und einer hohen körperlichen und mentalen Belastung gekennzeichnet. Der Berufsverband der Trainer/innen im Deutschen Sport (kurz BVTDS) erfasst durch Umfragen unter den auf Landes- und Bundesebene tätigen Trainer*innen in regelmäßigen Abständen wichtige Parameter, um ein aktuelles Bild dieser besonderen Arbeitssituation zu erhalten.
Die allgemeine Arbeitssituation der Trainer*innen im deutschen Spitzensport ist durch herausfordernde Bedingungen mit außergewöhnlichen Arbeitszeiten und einer hohen körperlichen und mentalen Belastung gekennzeichnet. Der Berufsverband der Trainer/innen im Deutschen Sport (kurz BVTDS) erfasst durch Umfragen unter den auf Landes- und Bundesebene tätigen Trainer*innen in regelmäßigen Abständen wichtige Parameter, um ein aktuelles Bild dieser besonderen Arbeitssituation zu erhalten. So zeigt die jüngste BVTDS-Umfrage (Mai 2024), dass die durchschnittliche Arbeitszeit zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche liegt. Das regelmäßige Überschreiten der wöchentlichen Arbeitszeit erfolgt in der Regel ohne einen entsprechenden Gehalts- oder Freizeitausgleich.
Ein weiteres Problem stellt die Unsicherheit der Arbeitsverhältnisse dar: Mehr als 50% der auf Bundesebene tätigen Trainer*innen haben nur einen befristeten oder einen Kettenarbeitsvertrag. Das Durchschnittsgehalt dieser Trainer*innen beträgt 50.000-55.000 Euro jährlich und liegt damit unter dem durchschnittlichen Gehalt eines Lehrers. Über die Hälfte der Trainer*innen erhält keine Vergütung auf Basis einer öffentlich zugänglichen Entlohnungstabelle. Angesichts der hohen Anforderungen und Arbeitsbelastungen sowie steigender Lebenshaltungskosten ist die Bezahlung von Bundes- und Landestrainer*innen unzureichend.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind mit ihrer allgemeinen Arbeitssituation „unzufrieden“ bzw. „sehr unzufrieden“. Zudem empfinden über die Hälfte der Befragten die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit als schwierig. Angesichts dieser belastenden Bedingungen empfiehlt nur jeder fünfte Berufstrainer diesen Berufsweg an jüngere Kollegen weiter.
Die schlechten Arbeitsbedingungen für Trainer*innen im deutschen Sport haben weitreichende und übergreifende Konsequenzen. Diese betreffen sowohl die zukünftige Entwicklung des Spitzensports in Deutschland als auch die Betroffenen und deren Familien.
Eine direkte Folge der unattraktiven Arbeitsbedingungen ist, dass immer mehr Trainer*innen in das Ausland oder in andere Berufe abwandern. Dort werden meist höhere Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Zukunktssicherheit geboten. Dies führt zu einem Verlust an qualifizierten und erfahrenen Trainer*innen in Deutschland, was die Qualität der Ausbildung und der Betreuung von Athlet*innen erheblich beeinträchtigt.
Der Verlust von Trainerpersonal hat unmittelbare Auswirkungen auf die sportlichen Erfolge. Wenn erfahrene und hochqualifizierte Trainer*innen abwandern, fehlt es den Athlet*innen an kompetenter Anleitung und Unterstützung. Als Folge erleben wir einen Rückgang der Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im deutschen Spitzen- und Nachwuchsleistungssport.
Die unattraktiven Arbeitsbedingungen schrecken junge Menschen davon ab, den Trainerberuf zu ergreifen. Nachwuchsprobleme entstehen, weil immer weniger neue Trainer*innen nachrücken. Diejenigen, die sich dennoch für den Beruf entscheiden, verbleiben meist nicht lange genug im System, da sich ihre Arbeitsbedingungen nicht verbessern.
Seit zwei Jahrzehnten gelingt es – trotz mahnender Forderungen seitens des BVTDS - der Politik und dem organisierten Sport nicht, die Arbeitssituation der Trainerinnen und Trainer zu verbessern. Diese Verbesserung ist jedoch absolut erforderlich für den Erfolg der Athlet*innen. Trainer*innen arbeiten in einem besonderen Umfeld, das außergewöhnliche Arbeitszeiten und eine hohe körperliche sowie mentale Belastung mit sich bringt.
Um dieser anspruchsvollen Arbeit gerecht zu werden, ist ein fairer Ausgleich notwendig. Dies kann nur durch ein flexibles und dynamisches Vergütungssystem sowie durch eine flexible Arbeitszeitgestaltung erreicht werden. Ein solches System muss sowohl den Bedürfnissen der Trainer*innen als auch denen der Verbände gerecht werden.
In der Schlussfolgerung wird deutlich, dass eine Verbesserung der Situation ausschließlich durch einen echten Trainertarif gelöst werden kann. Die bestehenden Missstände können nur durch die Einführung eines solchen Tarifsystems behoben werden.
Der BVTDS fordert deshalb einen Tarifvertrag für alle öffentlich geförderten Trainerstellen, wie er in vielen anderen vergleichbaren Branchen üblich ist. Dafür muss eine Tarifgemeinschaschaft gebildet werden, durch die sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerinteressen unabhängig vertreten werden können. Beide Parteien sollen einen Tarifvertrag aushandeln, bei dem ein zentraler Bestandteil ein flexibles und dynamisches Vergütungssystem nach dem Vorbild des TVÖD ist. Dieses System verknüpft die Berufsqualifikation mit der jeweiligen Funktionsstelle und resultiert in spezifischen Entgeltgruppen. Innerhalb dieser Entgeltgruppen gibt es verschiedene Erfahrungsstufen, in die das Trainerpersonal basierend auf ihrer Erfahrung eingestuft wird. Das Tarifsystem muss regelmäßige Erhöhungen berücksichtigen und die Vergütungstabellen sowie Anpassungen müssen bei den regelmäßigen Haushaltsaufstellungen des Bundes und der Länder Berücksichtigung finden. Außertarifliche Zulagen und Aufstockungen durch die Verbände müssen möglich sein, um je nach Marktlage international wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem muss der Trainertarif und Maßnahmen zur Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften in den Förderrichtlinien des Bundes und der Länder als Zuwendungsvoraussetzung sowie im geplanten Sportfördergesetz verankert werden.
In diesem Zusammenhang beansprucht der BVTDS eine eigenständige Vertretung sowohl im Sitzungsrat als auch im Sportbeirat der im Rahmen des neuen Sportfördergesetzes geplanten Sportagentur.
BVTDS, 08.07.2024
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