20 Trainerinnen für Team D bei Olympia
Köln / Chemnitz, 14. August 2024. In Paris kämpften von den insgesamt 10.500 Sportler*innen aus 206 Ländern zum ersten Mal die gleiche Zahl an Männern und Frauen in insgesamt 32 Sportarten um Medaillen. Doch wie sieht es bei den Trainer*innen aus Noch ist man von einer Parität weit entfernt.
Im Team D ist erfreulicherweise eine positive Tendenz erkennbar, obwohl man noch lange nicht von einem Gleichstand sprechen kann. Lag die Quote der weiblichen Trainerpersonen bei den letzten Olympischen Spielen 2016 und 2021 noch zwischen 4-6%, liegt sie in Paris immerhin bei 12%. Von den über 160 Trainer*innen im Team D sind 20 Trainerinnen für die 211 Athletinnen und 218 Athleten verantwortlich. Mit sechs Trainerinnen hat der Deutsche Turner-Bund den größten Anteil.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband ist mit drei Trainerinnen vertreten. Eine davon ist Christine Adams. Sie ist Bundestrainerin Stabhochsprung und schon seit Jahren bei internationalen Meisterschaften präsent. Ihr Karriereweg war außergewöhnlich geradlinig. So qualifizierte sie sich innerhalb von 15 Jahren von einer Schüler- zur Bundestrainerin. Für Christine zeichnet sich eine gute Trainerin durch folgende Attribute aus: Sie muss Engagement, Herzblut und Kritikfähigkeit zeigen und sollte das ständige Bestreben haben, sich weiterzuentwickeln, nicht nur auf der fachlichen, sondern auch auf der persönlichen Ebene. Adams ist weiterhin fasziniert von Ihrem Beruf: „Ich glaube, dass für mich der Trainerposten weiterhin die richtige Wahl ist. Das habe ich in der Vergangenheit nicht immer gesehen. Aber das ist das, was ich am besten kann, und das werde ich verfolgen. Ich würde mir wünschen, wenn die Trainerinnen der olympischen Sportarten in Zukunft mehr Ansehen erlangen würden.“
Die Trainerakademie Köln des DOSB ist die höchste Ausbildungsstätte für Trainer*innen in Deutschland. Hier hat auch die Leichtathletiktrainerin ihren Diplom-Abschluss gemacht. Von den über 1500 Diplomtrainer*innen, die seit 1974 an der Akademie ihren Abschluss erlangten, sind 11,5 Prozent weiblich. Doch auch in der Ausbildung gibt es Lichtblicke. So gab es bei dem Studiengang DTS29 einen Frauenanteil von 30 Prozent. Um diesen Trend weiterzuführen ist die Akademie gemeinsam mit dem DOSB als Kooperationspartner in dem Forschungsprojekt „Trainerinnen – Qualifizierung von Frauen für den Trainerberuf“ des Bundesinstitut für Sportwissenschaften eingebunden. Um sich ein besseres Bild über die Situation der Trainerinnen bilden zu können, geht es in einem ersten Schritt um die Erhebung geschlechtsspezifischer Daten zu Ausbildungs- und Anstellungsverhältnissen der Student*innen und Absolvent*innen der Trainerakademie und die Unterstützung bei der Entwicklung perspektivischer Fördermaßnahmen für Trainerinnen und deren Integration in die Trainerausbildung.
Der Berufsverband der Trainer/innen im deutschen Sport (BVTDS) setzt sich bei der Sportpolitik und den Verbänden für eine grundlegende Verbesserung der Situation ein. Neben mangelnder gesellschaftlicher Anerkennung werden vor allen Dingen die unattraktiven Arbeitsbedingungen im Hinblick auf das Gehalt, den fehlenden Ausgleich von Mehrarbeit sowie die schlechte soziale Absicherung von Bundes- und Landestrainer*innen kritisiert. Für viele weiblichen Trainertalente und Top-Trainerinnen sind diese negativen Aspekte des Trainerberufs ein Grund, den Beruf nicht auszuüben. Auf die Frage, ob die vielen Abwesenheitszeiten in Bezug auf Familie und Partnerschaft eine Herausforderung darstellen würden, antwortete die Bundestrainerin vom Modernen Fünfkampf Kim Raisner dazu unlängst im Interview: „Das ist in der Tat schwierig – und vielleicht auch ein Grund, warum so wenige Frauen den Trainerberuf ergreifen. Diese sind vergleichsweise häufig im Jugendbereich tätig, denn da ist man nicht so viel unterwegs. In jedem Fall braucht man immer einen Partner, der das toleriert und mitmacht. Erst recht wird es schwierig, wenn man Kinder hat.“
BVTDS-Präsident Holger Hasse fordert: „Für den deutschen Spitzensport brauchen wir attraktive Arbeitsbedingungen für Trainerinnen und Trainer auf allen Ebenen. Wenn wir wieder langfristig erfolgreicher werden wollen, muss insbesondere im Nachwuchsbereich viel investiert werden. Für alle öffentlich geförderten Bundes- und Landestrainerstellen brauchen wir einen fairen und dynamischen Trainertarif. Zudem brauchen wir ein spezielles Förderprogramm für Trainerinnen, denn für Athletinnen und Athleten ist es sehr wichtig, dass sie auch weibliche Führungspersönlichkeiten und Ansprechpersonen haben.“
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