Umfrage-Auswertung zeigt: 59% der BVTDS-Mitglieder sorgen sich um ihre Zukunft

Parallel zu unserer Umfrage zur „Arbeitssituation von Bundestrainerinnen und Bundestrainern“ haben wir auch eine separate Umfrage unter unseren Mitgliedern zu deren Arbeitssituation vorgenommen. „Insgesamt hat sich knapp die Hälfte unserer Mitglieder an der Umfrage beteiligt, die uns sehr interessante Rückmeldungen und Hinweise auf zukünftige Tätigkeitsschwerpunkte unseres Berufsverbandes liefert“, so BVTDS Präsident Gert Zender. Hier eine Zusammenfassung der Auswertung:

Mitgliederstruktur:

Die Mehrzahl unserer Mitglieder ist männlichen Geschlechts. Nur 22% sind weiblich. Allerdings: Im Vergleich zu der Bundestrainerschaft ist diese Quote deutlich besser. Von den Teilnehmer*innen unserer BT-Umfrage waren nur 15% weiblich, bei der Studie der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) zum Thema „Bundes- und mischfinanzierte Trainer im deutschen Spitzensport – Standortbedingungen und Migrationsanalyse“ im Februar 2017 waren es gar nur 12% aller Bundestrainer*innen.

Fast die Hälfte der teilnehmenden Mitglieder (49%) ist zwischen 51 und 60 Jahre alt, nur 7,5% sind im Alter von 18 bis 35, also in der Startphase der Karriere. 39% befinden sich im Altersbereich von 36 bis 50 Jahren.

Hoch ist das Ausbildungsniveau unserer Mitglieder. 65% verfügen über einen akademischen Hintergrund, 34% haben das Studium zum Diplomtrainer absolviert. Weitere 53% sind Inhaber der A-Lizenz, damit verfügen 87% über eine hohe sportspezifische Ausbildung.

Tätigkeitsfeld:

Mit 43% ist das Gros der BVTDS-Mitglieder ist auf Ebene eines Landesfachverbandes beschäftigt, 27% als Landestrainer*innen, 16% als Landesstützpunkttrainerin oder- trainer. Hinzu kommen Vereinstrainerinnen und -trainer mit einem Anteil von 25%. 13% sind Verbandstrainer*innen. Der Rest ist ein bunter Mix aus freiberuflich Tätigen, Bundestrainerinnen und Bundestrainer, Leistungssportreferenten und weiteren Professionen.

85% unserer Mitglieder sind in Sommersportarten tätig, 82% in olympischen, 3% in paralympischen Sportarten.

Vertragssituation:

90% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer befinden sich in einer Festanstellung, insgesamt 74% in Vollzeitbeschäftigung. Nur vier Teilnehmer*innen sind freiberuflich, weitere vier ehrenamtlich tätig.

Von den angestellt Tätigen befinden sich immerhin 66% in unbefristeten Vertragsverhältnissen, 31% in befristeten. 13% haben bereits mehrfach befristete Verträge unterzeichnet, also die rechtswidrigen Kettenverträge. Interessant sich auch hier Vergleiche zu den Umfragen unter Bundestrainer*innen: Die BVTDS-Umfrage Ende 2020 hatte ergeben, dass sich 34% in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen befinden, laut DSHS-Studie 40%. „Es ist erfreulich, dass sich viele unserer Mitglieder in unbefristeten Vertragsverhältnissen befinden“, so Holger Hasse, neben Gert Zender Präsident des BVTDS. „Wir können über die Gründe nur mutmaßen, gehen aber davon aus, dass dies mit der Struktur der Arbeitgeber zusammenhängt. Die Spitzenverbände, welche die Bundestrainerinnen und Bundestrainer beschäftigen, planen wirtschaftlich zumeist nur über vier Jahre, also je Olympiazyklus, und befristen demnach leider und rechtswidrig häufig. In den Landesverbänden und insbesondere in den Vereinen, in denen man weniger von den Auswirkungen der olympischen Resultate abhängig ist, dürfte längerfristig geplant werden.“

Auswirkungen Corona-Pandemie:

23% der Teilnehmer*innen gaben an, dass sie sich wegen der Einschränkungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie in Kurzarbeit befanden bzw. befinden. Ein Wert, der im Vergleich zur BT-Umfrage deutlich höher ist: In dieser Umfrage gaben 4% an, sich in Kurzarbeit zu befinden. „Der Wert von 23% ist unerfreulich. Wir gehen davon aus, dass die Kurzarbeit zumeist Kolleginnen und Kollegen in den Vereinen betrifft. Angestellte von Verbänden, egal ob auf Bundes- oder Landesebene, sollte es eigentlich nicht betreffen. Hier schließen die Zuwendungsbestimmungen der öffentlichen Geldgeber Kurzarbeit aus gutem Grund zumeist aus“ so Gert Zender.

Von den selbständig tätigen Mitgliedern hatten drei Personen Sofort- und Überbrückungshilfe beantragt und diese erhalten, zwei hatten beantragt, aber keine finanzielle Unterstützung erhalten.

Zukunft:

Auf die Zukunft ihres Arbeitsplatzes blicken 41% der Teilnehmer*innen sorgenfrei, 59% machen sich durchaus Sorgen um die Zukunft. Diese Sorgen sind begründet in:

  • der wirtschaftlichen Situation des Arbeitgebers (37%)
  • der Corona-Krise (26%)
  • dem Nicht-Erreichen der sportlichen Ziele (17%)
  • der Befristung des Arbeitsvertrages (11%)
  • sonstigen Gründen (13%).

Als sonstige Gründe wurde mehrheitlich der fehlende Nachwuchs genannt.

Rückschlüsse:

„Viele unserer Mitglieder sind auf Landes- und Vereinsebene beschäftigt. Wenngleich das föderale Sportsystem und die Autonomie des Sportes einheitliche Standards erschweren, werden wir uns dafür einsetzen, ähnliche Rahmenbedingungen zu entwickeln und zur Umsetzung zu bringen, wie sie im Trainer*in-Konzept des DOSB verfasst und von den Spitzenverbänden beschlossen wurden“, so Holger Hasse. „Auch wenn das DOSB-Konzept zunächst für die Bundesebene beschlossen wurde, sind die Inhalte auch auf die Landes- und Vereinsebene übertragbar. Außerdem freuen wir uns über die vergleichsweise hohe Anzahl an weiblichen Mitgliedern in unserem Berufsverband. Gleichstellung ist und bleibt eines unserer Hauptanliegen.“

 

Zahlen & Fakten der Umfrage im Überblick:

MerkmalAnteil
Weibliche Mitglieder22%
Altersbereich 18-35 Jahre7,5%
Altersbereich 36-50 Jahre39%
Altersbereich 51-60 Jahre49%
Beschäftigung als Landes-/Landesstützpunkttrainer*in43%
Beschäftigung als Vereinstrainer*in23%
Beschäftigung als Verbandstrainer*in13%
Tätig in Wintersportart10%
Angestellt in Vollzeit74%
Angestellt in Teilzeit14%
Freiberuflich tätig6%
In unbefristetem Anstellungsverhältnis66%
In erstmaliger Befristung für 2 Jahre11%
In erstmaZliger Befristung für 4 Jahre6%
In mehrfacher Befristung (Kettenvertrag)13%
Diplom-Trainer*in als höchste DOSB-Lizenz34%
A-Trainer*in als höchste DOSB-Lizenz53%
B-Trainer*in als höchste DOSB-Lizenz11%
Während Corona-Krise in Kurzarbeit23%
In Sorge um den Arbeitsplatz41%